Deutschland denkt um: Das Interesse an Bargeld geht zurück

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Während Schweden das Jahr 2023 zum Abschaffen von Cash anvisiert, galt Deutschland lange Zeit als typisches Bargeldland. In dem skandinavischen Land treffen die Einwohner bereits heute in vielen Geschäften auf Schilder mit der Aufschrift „Wir akzeptieren nur Kartenzahlung“. Die schwedische Bevölkerung steht hinter dem digitalen Bezahlen und lächelt ein wenig über Deutschland mit seinem „Datensicherheitstick“. Dass auch wir uns langsam, aber sicher dem Wandel der Zeit nicht mehr verschließen, zeigt eine aktuelle Mitteilung der Deutschen Bundesbank. Demnach geht die Neigung der Deutschen zu Bargeldzahlungen stark zurück. Obwohl Deutschlang lange Zeit als typisches Bargeldland galt, sind nun Online-Zahlungen sowie mobiles und kontaktloses Zahlen auf dem Vormarsch.

Bargeldland Deutschland verliert das Interesse an Münzen und Scheinen

Die Studie der Deutschen Bundesbank über das Zahlungsverhalten der Deutschen im Jahr 2021 hat unter anderem folgende Ergebnisse erbracht:

  • Bargeld ist noch immer das meistgenutzte Zahlungsmittel: 58 Prozent der Bezahlungen im Alltag erfolgen in bar; 30 Prozent sind es nach Umsatz
  • der Anteil an Barzahlungen hat sich in den Jahren von 2017 bis 2020 deutlich verringert. Die Ausnahmesituation beschleunigte diesen Trend, jedoch schwächte er 2021 wieder ein wenig ab
  • zu den Gründen der stark gesunkenen Barzahlungen zählen: Zunahme von Internetkäufen, vermehrte Nutzung von kontaktlosen Debit- und Kreditkarten, die insbesondere aus Hygienegründen bevorzugt wurden
  • die deutschen Bürger haben im Durchschnitt etwa 100 Euro im Portemonnaie, einen deutlich höheren Betrag zu Hause
  • die Mehrheit der Deutschen (69 Prozent) sieht es als wichtig an, auch weiterhin mit Bargeld bezahlen zu können
  • vier von zehn Befragten gaben an, dass sie digitale Zahlungsmittel bevorzugen, wenn sie die Auswahl haben

Die veröffentlichten Zahlen der Deutschen Bundesbank aus den Jahren 2014 und 2017 machen deutlich, dass sich auch die Deutschen allmählich immer mehr vom Bargeld verabschieden: Der Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Umsatz betrug 2014 noch 63,2 Prozent. Im Jahr 2017 betrug er hingegen nur noch 47,6 Prozent.

PayPal ist Online-Zahlungsdienst Nummer eins

Vor allem im E-Commerce sind Online-Bezahldienste auf dem Vormarsch. Seit mehreren Jahren nimmt auf der Beliebtheitsskala der Online-Zahlungsdienstleister PayPal den ersten Platz ein. Insbesondere die App des Anbieters wird von vielen Verbrauchern willkommen geheißen. Sie ermöglicht die Nutzung flexibler Zahlungsdienstleistungen zu jeder Zeit und von jedem Ort aus. Zu den von PayPal-Usern am häufigsten hervorgehobenen, vorteilhaften Services des Unternehmens zählen:

  • Käuferschutz: Gibt es Probleme mit einer Transaktion, erhalten nach dem PayPal-Käuferschutz Verbraucher den vollen Kaufpreis plus die erhobenen Versandkosten zurück, wenn sie entweder den Artikel nicht erhalten haben oder dieser nicht der Beschreibung entspricht. Die Entscheidung, ob der Anspruch eines Kunden unter den PayPal-Käuferschutz fällt, entscheidet das Unternehmen nach eigenem Ermessen.
  • Jetzt kaufen – später bezahlen: Dieses besondere Extra sorgt für Flexibilität beim Online-Shopping. PayPal bietet die Option, erst 30 Tage nach dem Kauf zu zahlen, einmalig sind bis zu 54 Tage möglich.
  • Geldtransfer: Es besteht die Möglichkeit, Geld vom eigenen Konto auf das eines anderen PayPal-Kunden oder sogar auf deutsche Bankkonten zu überweisen. Gleichfalls können grenzüberschreitende Transaktionen ausgeführt werden; entweder sind Überweisungen gebührenfrei oder sie ziehen vergleichsweise geringe Kosten nach sich.
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Einen zusätzlichen Impuls hat PayPal als Zahlungsdienstleister durch die Kooperation mit dem Kryptomarkt erhalten. 2021 räumte das Unternehmen seinen Kunden in den USA und Großbritannien die Möglichkeit ein, Bitcoin und Co. direkt über PayPal einzukaufen. Doch auch Investoren in Deutschland können Kryptos mit PayPal kaufen und damit sicher sowie unkompliziert in den Kryptomarkt einsteigen.

EC-Karte bleibt beliebtestes bargeldloses Zahlungsmittel

Im Bereich des bargeldlosen Zahlens bleibt die große Beliebtheit der EC-Karte, die mittlerweile in Girocard umbenannt wurde, unangetastet. Dazu tragen insbesondere die Modernisierung dieses Zahlungsinstrumentes sowie die Anpassung an die neuen Ansprüche der Verbraucher bei. Zu den interessantesten Bereicherungen gehört das kontaktlose Bezahlen.

Geschäftsbetreiber, die das Zahlen mit Girocard anbieten, profitieren von einer Zeitreduzierung und geringerem Personalbedarf. Darüber hinaus fühlen sich Mitarbeiter sicherer, wenn sich in der Ladenkasse weniger Bargeld befindet – im gleichen Atemzug ist ein Raubüberfall für Kriminelle kaum interessant. Ein großer Pluspunkt sowohl für das Personal als auch die Kunden ist die Hygiene beim kontaktlosen Zahlen. Bei kleineren Beträgen ist die Eingabe der PIN-Nummer nicht erforderlich, sodass keinerlei Knöpfe am Terminal berührt werden müssen.

Mobile Bezahloptionen gewinnen an Bedeutung

Heutzutage sind knapp 90 Prozent der Deutschen im Besitz eines Smartphones, teilweise auch einer Smartwatch. Beide tragen ihren Teil dazu bei, dass die Bedeutung mobiler Bezahloptionen langsam anwächst – in jedem Fall zeichnet sich ein deutlicher Trend zu mobilen Bezahlsystemen ab. Die Breite der Bevölkerung konnten sie zwar noch nicht erreichen, jedoch nutzen vor allem immer mehr junge Menschen ihr mobiles Gerät, beispielsweise im Restaurant oder an der Supermarktkasse. Die aktuellen Zahlen stellen sich in Deutschland wie folgt dar:

  • unter 30-Jährige: 46 Prozent
  • über 60-Jährige: 12 Prozent
  • alle Altersklassen: 17 Prozent der Smartphone-Besitzer
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Mobiles Zahlen geht mit hoher Sicherheit einher. Bei Verlust oder Diebstahl des Smartphones ist es jedoch wichtig, sofort die im Gerät hinterlegten Karten sperren zu lassen. Ebenso wie bei der Nutzung des Internets, das ein Tummelplatz für Kriminelle ist, spielen auch beim Mobiltelefon sichere Passwörter eine große Rolle. Diese sollten auch niemals Dritten bekanntgegeben werden.

Kontaktloses Zahlen als Gewinner der Krise

Die gesellschaftliche Sondersituation der vergangenen Jahre hat unsere Welt sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich auf den Kopf gestellt. Lockdowns und zahlreiche Einschränkungen in den letzten zwei Jahren haben uns das Leben schwer gemacht. Die Digitalisierung und infolgedessen kontaktloses Zahlen gingen als Gewinner aus der Krise hervor. Die Entwicklung innovativer Technologien sowie die Bereitschaft der Bevölkerung zur Nutzung der neuen Möglichkeiten hatten großen Einfluss auf das veränderte Zahlungsverhalten.

Fakt ist, dass sich das Bezahlen mit Karte oder Smartphone an Kassen offline immer weiter verbreitet. Corona ist nicht der einzige Grund dafür, jedoch hat die Pandemie einen guten Teil dazu beigetragen. So änderten 26 Prozent der Verbraucher ihr Zahlungsverhalten erst im Laufe der Ausnahmesituation. Mittlerweile ist kontaktloses Zahlen für viele Menschen einfach zur Gewohnheit geworden. Unsere Jüngsten sehen es oft bereits als Selbstverständlichkeit an. Schauten sie vor wenigen Jahren noch mit staunenden Augen zu, wie die Eltern mit EC-Karte bezahlten, lösen heute Geldstücke und -scheine verwunderte Blicke aus.

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